Ein arabischer Sommer (Anja Siouda)

Buchcover "Ein arabischer Sommer"

Vor Kurzem berichteten wir über den Roman Steine auf dem Weg zum Pass der Schweizer Autorin Anja Siouda. Nun ist unter dem Titel Ein arabischer Sommer der Nachfolgeroman erschienen. Die Handlung beginnt da, wo der Vorgänger aufgehört hat.

Auch im zweiten Teil dreht sich alles um das Spannungsfeld zwischen Islam und Christentum und eine entsprechende Liebesgeschichte mit ihren Problemen und Schwierigkeiten. Während im Vorgänger noch Muslimin Halima die weibliche Hauptfigur war ist es mit Elena Bruderer nun eine Christin. Sie ist die neue Eigentümerin der Alp auf dem Brünig, die nach den Ereignissen aus Steine auf dem Weg zum Pass nun freistand. Elena ist Übersetzerin, die sich im Sommer immer zum Übersetzen in die Einsamkeit ihrer Alp flüchtet.

Nach dem ersten Kapitel folgt ein Blick in die Vergangenheit und der Leser lernt die Elena Bruderer der Vergangenheit kennen, in welcher sie als Studentin der Arabistik ihre Sprachkenntnisse in Tunis perfektionieren und dort ihre Prüfungen absolvieren möchte. Trotz seiner Strenge empfindet Elena ihren Professor Quais sehr anziehend und die beiden kommen sich nach und nach näher – Elena erlebt ihren arabischen Sommer, der dem Roman den Titel leiht. Die Kapitel wechseln weiter zwischen Gegenwart und Vergangenheit und zeichnen zwei voneinander zunächst eher unabhängige Handlungsstränge.  Nach und nach nähern diese sich näher an – beginnend mit einem zunächst mysteriösen Fremden, der Elenas Vertrauen und Freundschaft gewinnt und Elena dazu bringt, sich ihrer Vergangenheit zu stellen. So verschmelzen beide Handlungsstränge mit der Zeit, sodass die Erzählung letztlich nur noch im Hier und Jetzt stattfindet.

Das Stilmittel der Zeitsprünge erweist sich als äußerst gelungen und spannungsfördernd. Beide Handlungsstränge bauen eine Spannung auf, die Neugierig darauf macht, wie es weiter geht. Doch gerade wenn ein Kapitel zu Ende ist, geht es erstmal mit dem anderen Handlungsstrang weiter und lässt den Leser erstmal zappeln, wie man es sonst bei Episoden einer Dailysoap kennt. Die Figuren sind abwechslungsreicher und authentischer gewählt als im ersten Teil und bedienen sich keiner Klischees wie das noch bei den drei Bauernbrüdern des ersten Teils der Fall war. Auch die  Handlung ist nicht nur spannend, sondern auch glaubhaft und wirkt nicht konstruiert wie im Vorgänger. Kurzum: Was wir in Teil 1 kritisiert haben findet sich erfreulicherweise in Teil 2 nicht wieder und machen den „arabischen Sommer“ zu einem rundum gelungenen Roman. Beim Lesen wird deutlich, dass die Autorin vom Fach ist und so steckt sicher vieles von ihr auch in Elena Bruderer – wie die Autorin ist auch ihre Romanfigur Übersetzerin und hat ein Faible für die arabische Welt. Bemerkbar ist dies auch in den zahlreich eingestreuten arabischen Wörtern, die dem Durchschnittsleser unebekannt sind. Diese sind jedoch kursiv gedruckt und eine Liste mit den verwendeten Vokabeln bringt Licht ins Dunkel – sorgt aber für viel Hin- und Herblättern. Der Roman greift verschiedene Problemfelder auf, die nicht nur auf der Beziehung zwischen Christentum und Islam beruhen, sondern z.B. auch die Rolle Homosexueller oder die vergewaltigter Frauen in der islamischen Welt.

Fazit: Ein arabischer Sommer ist die sehr gute Fortsetzung des guten Romans Steine auf dem Weg zum Pass. Es ist nicht zwingend nötig, den ersten Teil zu kennen, jedoch ist dies empfehlenswert, da an einigen Stellen auf Handlungselemente des Vorgängers zurückgegriffen wird. Diese werden zwar durchaus nochmals kurz beschrieben, jedoch gelingt es viel besser in die Geschichte einzutauchen, wenn man auch die Vorgeschichte in der Langfassung kennt.

Titel: Ein arabischer Sommer
Autorin: Anja Siouda (Link)
Verlag: Ben Hamida International GmbH
Seitenzahl: 280
Preis (D): 16,50 Euro (Broschiert)
ISBN-10: 3906021165
ISBN-13: 978-3906021164
Erschienen: 5. Juli 2013

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