Lain Fabular – die Beatles auf rätoromanisch

Cover: Lain Fabular

Rätoromanisch darf nicht aussterben, da sind sich die meisten Schweizer einig, auch wenn die Sprache nur noch von rund einem halben Prozent der Schweizer Bevölkerung gesprochen wird. In letzter Zeit gibt es erfreulicherweise wieder einige Projekte die ihren Anteil leisten die Sprache am Leben zu erhalten. Eines davon nennt sich Lain Fabular, ein nicht nur für Schweizer interessantes Projekt.

Lain Fabular, das ist eine Doppel-CD der besonderen Art: der interessierte Musikhörer findet hier 27 Cover-Versionen unterschiedlich bekannter Beatles-Songs, aber eben auf Rätoromanisch und zwar in der (künstlich geschaffenen) Standartsprache Rumantsch Grischun. Die Ursprünge des Projekts liegen aber schon ein paar Jahre zurück: im Jahr 2001 begann alles mit der Show Prisas Reprisas Surprisas, bei der über ein Dutzend internaler Hits auf Rätoromanisch nachgesungen wurden. Aufgrund des grandiosen Feedbacks entschloss man sich eine CD zu veröffentlichen, aber beschränkt auf Songs der Beatles. Das Resulatat ist nun im gut sortierten Schweizer Plattenladen oder über das Internet erhältlich.

Aber bevor im Studio mit den Aufnahmen begonnen werden konnte, gab es einiges zu erledigen. Schon 2002 wurde begonnen Interpreten für das Projekt zu begeistern, Songs auszuwählen, sich die Rechte einzuholen und selbstverständlich die Songs zu übersetzen. Im Mai 2003 war es dann endlich so weit: die Aufnahmen konnten beginnen. Fertig war man dann im Sommer 2004.

„Lain Fabular“ bedeutet auf Deutsch so viel wie „Lasst uns fabulieren“ oder „aus fabelhaftem Holz geschnitzt“, was als Wortspiel auf die Fab Four gedacht ist.

Wer in der rätoromanischen Musikszene nicht zu Hause ist, wird mit den Namen auf diesem Sampler wenig anfangen können, aber erfreulicherweise konnte man nicht nur Muttersprachler für dieses interessante Projekt gewinnen, so findet man auch Deutschschweizer wie Schmidi Schmidhauser oder Stephan Eicher. Wie gut diese nun die Aussprache treffen vermögen wir als Nicht-Romanen nicht zu beurteilen, aber deutsche Ohren hören die Deutschschweizer zumindest nicht aus den Romanen heraus.

Über die Auswahl der Songs lässt sich streiten. Sicherlich ist es begrüßenswert, dass auch weniger bekannte Beatles-Songs gewählt wurden, aber Songs wie Octopus’s Garden oder Yesterday wären schon wünschenswert gewesen.

Gekonnt hingegen ist die Vielseitigkeit der Interpretationen. Salsa-Einflüsse sind gleichfalls enthalten wie A-cappella. 27 Coverversionen von 27 verschiedenen  Interpreten – da kommen verschiedene Stile zusammen, und so wird die CD zu keinem Zeitpunkt langweilig.

Aus Eleanor Rigby wird im Rätoromanischen beispielsweise Elena Ratti. Am Arrengement haben lls fränzlis da tschlin und Stephan Eicher nicht viel geändert. Anders bei All you need is love, interpretiert von den Deutschschweizern Stop the shoppers. Unterlegt mit einem recht monotonen Salsarhytmus kann dieses Cover aber weniger überzeugen. Interessanter klingt da schon Tut ensemen, im Original Come together, das von L_mar rockiger gespielt wird als von den Beat/es.Ungewöhnlich  ist auch Michael Decurtins und Silke Schmeings Version von Tomorrow never knows, Damaun mai na sa. Silke Schmeings Sopranstimme wird mit einem teilweise schon in die Dance-Richtung gehenden Beat untermalt.

Gelungen ist auch Buna notg, ein Cover von Good Night. Man könnte fast meinen, einen zahlenmäßig schwachen, qualitativ guten Kirchenchor zu hören.

Die übersetzten Texte findet der interessierte Hörer im Booklet, sodass auch Fremdsprachlern das mitsingen leicht fällt – was auf das Textverstehen leider eher weniger zutrifft. Auch das Vorwort ist ausschließlich in rätoromanischer Sprache vorhanden, weshalb wir leider nichts zu dessen Inhalt sagen können. Das Booklet gibt außerdem Aufschluss darüber, von welchen Töpfen das Projekt alles mit Fördermitteln unterstützt wurde, was den nicht auf Profit ausgerichteten Zweck des Albums unterstreicht. Vermutlich hätte auch sonst nicht das erforderliche Budget von 180.000 Franken zusammengebracht  werden können.

Bleibt die Frage, wo man die CD beziehen kann. Für Schweizer stellt dies kein größeres Problem dar, der gut sortierte Schweizer Plattenladen sollte die CD führen. Falls nicht bleiben verschiedene Schweizer Onlinehändler. Für Nicht-Schweizer birgt die Beschaffung Probleme. Amazon.de führt die CD nicht, Schweizer Onlinehändler verschicken entweder nur in die Schweiz oder man muss auf ein Schweizer Konto überweisen. Daher lohnt es sich vermutlich im Zweifel bis zum nächsten Schweizurlaub zu warten oder regelmäßig bei Ebay.ch vorbeizuschauen,  bis jemand das Album anbietet und Paypal oder Skrill akzeptiert. Die Redaktion dankt der Plattenfirma an dieser Stelle übrigens für das Rezensionsexemplar!

Fazit: Ein ungewöhnliches,  nicht alltägliches Projekt, vor allem wenn man an die noch immer andauernde Kommerzialisierung des  Musikbussiness denkt. Die Coverversionen sind unterschiedlicher wie sie kaum sein könnten. Von welchen, die dem Original recht nahe sind bis zu recht entfremdeten Versionen ist alles dabei. Dies macht zum einen den Reiz der CD aus, sorgt aber auch dafür, dass sich nicht nur Glanzlichter auf der Scheibe wiederfinden.  Für Fans der Beatles und des Rätoromanischen lohnt sich der Kauf aber auf jeden Fall. Es ist ein Werk, das nicht jeder Musikfan sein Eigen nennen kann.

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