„Top of Europe“ / Jungfraujoch – Eine Bahnreise zum höchsten Bahnhof Europas

Jungfraujoch

Morgens, 7.30 Uhr auf einem Bahnsteig eines kleines Örtchens. Überall wird japanisch gesprochen und es laufen asiatische Personen herum, bestens ausgestattet mit dem Neuesten, was es an Fotoapparaten auf dem Markt gibt. Wir befinden uns aber keinesfalls in Japan, sondern am Bahnhof in Interlaken, wo sich wieder unzählige japanische Reisegruppen auf den Weg auf das Jungfraujoch machen.

Eiger und Mönch - dazwischen das Jungfraujoch (Foto: Jungfraubahnen)
Eiger und Mönch (Foto: Jungfraubahnen)

Eine Reise auf das Jungfraujoch ist ohne Zweifel eines der touristischen Highlights in der Schweiz. Es gibt keinen höheren Punkt in Europa, den man mit der Bahn erreichen könnte, mit 3454 Metern NN ist das Jungfraujoch der höchste Bahnhof Europas. Weltweit gibt es nur einen Bahnhof, der noch höher liegt, nämlich Gelera in Peru. Der Großteil der bis zu 4000 Touristen, die täglich das Jungfraujoch besuchen, reist von oder über Interlaken an. Die Bahnfahrt von Interlaken Ost bis Jungfraujoch dauert mehrere Stunden, es ist daher ratsam in der Nähe zu übernachten.
Von Interlaken geht es erst mal mit der Berner-Oberland-Bahn (BOB) nach Grindelwald (alternativ kann man auch über Wengen fahren), wo die Reisenden zur Wengernalp-Bahn (WAB) umsteigen. Eine längere Fahrt führt hinauf zur Kleinen Scheidegg, die alleine schon eine Reise Wert ist. Hier hat man sich voll auf den Tourismus eingestellt: Alphornspieler unterhalten vor allem die japanischen Touristen und sind beliebtes Fotoobjekt, verschiedene Lokale laden zur Einkehr ein und hier ist auch Ausgangsort vieler empfehlenswerter Wanderrouten, bspw. zum Männlichen. Diese gilt als „Wanderautobahn“ und ist auch für ungeübte Wanderer leicht zu meistern.
Aber unser Ziel heißt ja Jungfraujoch, deshalb steigen wir auf der Kleinen Scheidegg ein letztes Mal in den Zug. Mit der Station Eigergletscher erreichen wir die letzte Haltestelle „übertage“. Von hier aus könnte man den sogenannten Eiger-Trail unterhalb der imposanten Eigernordwand bis Alpiglen hinunterzuwandern. Aber wir bleiben sitzen und fahren in den über sieben Kilometer langen Tunnel ein. Damit keine Langeweile aufkommt hält der Zug vor dem eigentlichen Ziel noch zwei Mal im Berg. In der Eigernordwand befinden sich von unten praktisch nicht erkennbare Sichtfenster, die bereits einen Vorgeschmack auf die Aussicht vom Jungfraujoch bieten.

Großer Aletschgletscher (Foto: Oliver Schäfer)
Großer Aletschgletscher (Foto: Oliver Schäfer)


Nach 7222 Metern Tunnel hat man das Ziel aber endlich erreicht: Jungfraujoch! Mit seinen 3454 Metern Höhe wird das selbsternannte „Top of Europe“ seinem Namen mehr als gerecht. Zwar gibt es höhere Berge in Europa – und mit der Dufourspitze gibt es selbst in der Schweiz noch einen höheren Berg – aber als „Normalsterblicher“ wird man kaum die Möglichkeit haben höher zu kommen, zumindest in Europa.
Wer aber glaubt, für den nicht gerade niedrigen Preis der Bahnfahrt bekommt man nur eine sensationelle Aussicht geboten, der irrt. Im Eispalast (Eintritt frei) warten unzählige Skulpturen aus purem Eis auf den Besucher, die Sphinx ist mit 3550m das höchstgelegene Observatorium Europas und bietet von seiner Aussichtsplattform einen atemberaubenden Blick auf den größten Gletscher desr Alpen, den Großen Aletschgletscher. Da es auf dem Jungfraujoch an 365 Tagen im Jahr Schnee gibt, kann man hier zu jeder Jahreszeit Ski und Schlitten fahren oder eine Schlittenhunde-Tour machen.
Ursprünglich sollte die Bahn bis zum Gipfel der Jungfrau hinaufführen, allerdings dauerten zum einen die Baumaßnahmen länger als erwartet, zum anderen verschlang der Bau mit 15 Millionen Franken fünf Millionen mehr als veranschlagt.

Die Bilder, die von den Jungfraubahnen stammen, haben wir mit Erlaubnis vom 8.10.2003 verwendet.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert