Filmkritik: Achtung, fertig, Charlie!

Filmcover "Achtung, Fertig, Charlie"

Dass die Schweizer selbst einen Film produzieren, der dann wenigstens im eigenen Land ein riesiger Kinohit wird, ist selten. Dass dieser Film dann aber, wenn auch mit einiger Verspätung, im europäischen Ausland anläuft ist eine halbe Sensation. Das blieb selbst Erfolgen wie „Ernstfall in Havanna“ verwährt. Aber „Achtung, fertig, Charlie!“ ist nicht einfach nur ein erfolgreicher Film – es ist der erfolgreichste Schweizer Film seit dem Klassiker „Die Schweizermacher“.

Ob sich dieser Erfolg auch in Deutschland abzeichnen wird ist aufgrund der Thematik fraglich. Achtung, fertig, Charlie! spielt in einer Schweizer Rekrutenschule, das entspricht in Deutschland einer Kaserne, in der Wehrpflichtige ihre Grundausbildung leisten. Das Schweizer Volk ist aber viel mehr mit ihrer Armee verwurzelt als die Deutschen, sie sind stolz auf ihre Armee und identifizieren sich mit ihr. In Deutschland hingegen wird nur noch ein Bruchteil der jungen Erwachsenen überhaupt eingezogen. Zu dem großen Erfolg in der Schweiz trug mit Sicherheit aber auch die Kritik eines Bundesrates bei, denn bekanntlich ist auch Negativwerbung Werbung. Amüsanterweise handelt es sich um eben jenen Bundesrat, dessen Departement den Film mit einer halben Millionen Schweizer Franken subventionierte.  Für den deutschen Markt hat man den Film auf Hochdeutsch synchronisiert.

HANDLUNG

Antonio Carrera (Michael Koch) will gerade seiner Verlobten das Jawort geben, da platzen zwei Militärpolizisten in die Kirche und verhaften ihn und erklären den Trauungsgästen, dass Carrera seinem Einberufungsbefehl  keine Folge geleistet hätte. Die Gäste, vor allem der zukünftige Schwiegervater mit Verbindungen zur Mafia, ist davon alles andere als begeistert und so will Carrera nichts sehnlicher als schnellstmöglich wieder aus der Kaserne zu kommen um heiraten zu können. Doch wie man sich denken kann, wird daraus nichts. Ein Versuch nach dem anderen misslingt.

Die einzige Lösung sieht Antonio darin, mit der Tochter des Hauptmanns zu schlafen und sich dabei erwischen zu lassen. Er würde damit erreichen aus der Armee zu fliegen und könnte dann doch noch heiraten. Doch auch dies läuft natürlich nicht so glatt, wie er sich das ausmalt…

SCHAUSPIELER

In der Liste der Darsteller wird der deutsche Zuschauer nur wenige bekannte Gesichter erkennen. Den männlichen Hauptdarsteller Michael Koch kennt man bisher vom jungen Theater Basel, mit dem Schauspielunterricht begann er erst nach Abschluss der Dreharbeiten. Die Tochter des Hauptmanns, Bluntschi, verkörpert Melanie Winiger, die erstmals vor der Kamera stand und davor nur als Model in Erscheinung trat und 1996 zur Miss Schweiz gewählt wurde. Bekannter dürfte da Mia Aegerter sein, die in der deutschen Vorabendserie Gute Zeiten, schlechte Zeiten (RTL) die Xenia di Montalban spielte und später in Bravo TV (ZDF) als Moderatorin in Aktion trat. Sie spielt in Achtung, fertig, Charlie! die Rolle der Laura Moretti. Der Hauptmann wird von keinem geringerem als dem Comedian Marco Rima, bekannt aus der Sat. 1 Wochenshow, verkörpert.

Die schauspielerischen Leistungen sind durchaus passabel, bedenkt man die fehlenden Referenzen einiger Hauptdarsteller. Doch dies kann Mängel in der teils hanebüchenen Story nicht ausgleichen. Highlight dürfte für viele Marco Rima sein, der aus seiner Rolle gekonnt die Parodie eines Hauptmannes macht.

KRITIK

Achtung, fertig, Charlie! versucht auf der Erfolgswelle amerikanischer  Komödien mitzuschwimmen und greift daher auf die genretypischen  Elemente zurück. Ein paar junge  hübsche Menschen, viel nackte Haut und ein simpel gestricktes Drehbuch. Schon das Logo des Films erinnert stark an jenes von American Pie. Zwar wird mit dem Milieu Militär Neuland betreten, das Niveau ist aber keinesfalls höher als das der Highschool-Filme. Für eine gelungene Komödie fehlt Achtung, fertig, Charlie! nur etwas: WITZ! Dieser kommt nämlich die ganze Zeit zu kurz und das obwohl die Macher kaum ein Klischee auslassen. Inwieweit mit dem Film die Realität abgebildet wird kann ich persönlich als Zivildienstleistender  – und das noch in Deutschland – nicht beurteilen, aber man mag hoffen, dass die Zustände nicht annähernd so sind wie in diesem Film.

Alles in allem ist man zwar schon gespannt, was aus Antonia Carrera und seiner Verlobten wird, aber der halbwegs komödienerfahrene Zuschauer kann sich die Handlung an drei Fingern abzählen.

FAZIT

Mit Achtung, fertig, Charlie! ist die Filmwelt um einen weiteren Klon von Komödien der Kategorie American Pie reicher.

Neu ist die Thematik, mehr aber auch nicht. Vieles kommt einem bekannt vor und hat man in anderen Filmen des Genres schon amüsanter gesehen. Der Erfolg des Filmes erscheint auf dem Reißbrett geplant, aber der Plan der Filmemacher ging zumindest in der Schweiz auf. Wer auf Komödien im Stile von American Pie steht, kann ruhigen Gewissens mal einen Blick riskieren, die anderen greifen lieber auf die gelungene Komödie Ernstfall in Havanna zurück oder kramt den Klassiker Die Schweizermacher wieder aus dem DVD-Regal.

Bildquelle: Movienetfilm.de – mit Erlaubnis vom 25. April 2005 verwendet.

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